Interwiew mit Sabine Schirlitz
Sabine Schirlitz ist Bildungswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Lehren und Lernen mit digitalen Medien. Als Weiterbildungsexpertin begleitet sie Unternehmen und Organisationen bei der digitalen Transformation in den Bereichen HR und Corporate Learning. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf der Analyse der notwendigen Zukunftskompetenzen für Unternehmen und deren Mitarbeitende sowie der Entwicklung entsprechender Weiterbildungsangebote. Zudem ist sie als Trainerin, Autorin und Speakerin tätig.
Tobias Wojtanowski: Frau Schirlitz, Sie sind Dozentin auf unserer Lernplattforum und unter anderem ausgebildete Bildungswissenschaftlerin. Auf Ihrer Webseite schreiben Sie: „Auch wenn digitale Medien heute im alltäglichen Leben gegenwärtig sind, ist ihr Einsatz in Weiterbildung und Marketing immer noch von großen Bedenken begleitet.“ Wenn wir uns auf den Bereich Weiterbildung fokussieren – woher kommt diese Skepsis und warum ist sie überhaupt vorhanden?
Sabine Schirlitz: Von der Schulzeit an bedeutet Lernen das Lernen in Präsenz. Wir befinden uns beim Lernen gemeinsam in einem Raum, erleben die Lehrerin oder den Lehrer direkt vor uns und auch all jene, mit denen wir lernen. Das ist unsere langjährige Erfahrung und das Lernen mit digitalen Medien bedeutet, neue Erfahrungen zu machen und unsere Lerngewohnheiten zu ändern. Veränderungen sind mit Ungewissheit verbunden und erfordern Mut – beides muss bei vielen Menschen erst entwickelt werden.
Dazu kommt, dass viele digitale Weiterbildungsangebote nicht auf die digitalen Herausforderungen hin konzipiert sind. Oft werden Präsenzangebot 1:1 auf das digitale Format übertragen und die Teilnehmenden haben keine oder nur wenig Möglichkeiten der Kommunikation und Interaktion. Das führt oft dazu, dass Teilnehmende Online Angebote als langweilig empfinden und sie den Austausch mit den Mit-Lernenden vermissen. Sie erleben das einmal und beschließen daraufhin, weiterhin nur noch Präsenz-Weiterbildungsangebote zu nutzen.
Tobias Wojtanowski: Da die Entwicklung aktuell sehr schnell geht – wir sprechen inzwischen realistisch von virtuellen Lernräumen im Metaverse oder der virtuellen Umgebung von Apple, oder dem Einsatz von KI – wird diese Skepsis bleiben oder das Vertrauen in diese modernen Möglichkeiten und ihre schnelle Entwicklung womöglich doch irgendwann steigen?
Sabine Schirlitz: Das Vertrauen wird steigen, wenn wir all diese Möglichkeiten didaktisch sinnvoll umsetzen und den Teilnehmenden Weiterbildungsangebote zur Verfügung stellen, die auf diese Medien sowie auf die jeweilige Zielgruppe ausgerichtet sind und emotionale Lernerlebnisse ermöglichen.
Das Lernen mit digitalen Medien ist nicht per se besser als das Lernen in Präsenz, beides hat seine Vor- und Nachteile. Das Vertrauen wird wachsen, wenn die Teilnehmenden sicher im Umgang mit den jeweiligen Tools sind und sicher sein können, dass ihre persönlichen Daten persönlich bleiben und sie nicht zum „gläsernen Teilnehmenden“ werden. Wenn die Teilnehmenden Vor- und Nachteile der jeweiligen Tools kennen und einen Mehrwert in der Nutzung sehen, wird das Vertrauen wachsen.
Tobias Wojtanowski: Sie selbst bieten auf dem KommunalCampus LernEinheiten zum Thema „Professionell Online Kommunizieren“ sowie „Online Meetings und Webinare erfolgreich durchführen“ – aber auch eine LernEinheit „Grundlagen des Lernens“. Unser didaktisches Konzept im KommunalCampus sieht Abwechslung in den Lernformaten vor, beispielsweise spielerische Elemente, oder auch die Möglichkeit kurzer Lernabschnitte in unseren OnDemand Kursen, in denen sich die Nutzer zeitlich flexibel mit Lernthemen beschäftigen. Entspricht dies mehr den „Grundlagen des Lernens“ als beispielsweise der klassische Frontalunterricht und ermöglichen diese Formate ein erfolgreicheres „Lernen“?
Sabine Schirlitz: Eine Abwechslung in den Lernformaten ist per se wichtig für erfolgreiches Lernen, für das Lernen im Onlineformat allerdings ganz besonders. Die Teilnehmenden treffen sich in einem virtuellen Raum, sind jedoch an sich an ihrem Arbeitsplatz allein. Deshalb ist es Aufgabe der Dozierenden, dass sich schnell ein „Wir-Gefühl“ der Teilnehmenden entwickelt, damit die Teilnehmenden sich im virtuellen Raum wohl fühlen und gegenseitig von den jeweiligen Erfahrungen profitieren können.
Kürzere Lernabschnitte wiederum sind erforderlich, da es durch das Blicken auf den Bildschirm und die relativ starre Körperhaltung im Onlineformat viel schneller zur Ermüdung kommt als in einem Präsenz-Format. Berücksichtigt man dann noch durch unterschiedliche Lernformate die Anforderungen der jeweiligen Zielgruppe, können die Teilnehmenden Fragen stellen und mit On-Demand Angeboten im eigenen Tempo lernen, sind die Grundlagen des Lernens erfüllt.
Tobias Wojtanowski: Und nach den Erfahrungen, die Sie bisher im KommunalCampus gesammelt haben, unsere Abschlussfrage: Was würden Sie den Kommunen raten, die bisher noch unentschlossen einem Beitritt gegenüberstehen?
Sabine Schirlitz: Probieren Sie es einfach aus und bieten Sie Ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit der Online-Weiterbildung.
Die Teilnehmenden meiner Kurse auf dem Kommunalcampus geben mir sehr oft das Feedback, dass sie nicht gedacht hätten, dass eine Onlineveranstaltung so abwechslungsreich, interaktiv und interessant sein ein kann. Kurse auf dem Kommunalcampus sind keine stundenlangen, langweiligen Vorträge, sondern lebendige Lernreisen. Die Mitarbeitenden des Kommunalcampus und alle Dozierenden geben alles dafür, dass die Teilnehmenden sich online erfolgreich und mit Freude weiterbilden.