Interwiew mit Christine Riedmann-Streitz

„Unser nachhaltig wirksamer Ansatz ist das ‚Empowerment‘ – einsteigen, erkunden, erkennen, erarbeiten, ergreifen … und anschließend im eigenen Arbeitsalltag einfach einsetzen!“

Christine Riedmann-Streitz ist die Geschäftsführerin & Gründerin der MarkenFactory GmbH mit inhaltlichen Schwerpunkten im Bereich der Marke und Identität, der Innovation sowie des Change Managements. Den KommunalCampus (KC) begleitet Frau Riedmann-Streitz bereits von Anfang an, ihre Kurse zum Thema „Digitale Resilienz“ sowie „Führen digitaler Teams“ erfreuen sich bei unseren Mitgliedern starker Beliebtheit. Im Interview lässt Frau Riedmann-Streitz mit dem Leiter unserer Geschäftsstelle, Tobias Wojtanowski, das Jahr 2022 Revue passieren und wirft einen Blick auf das noch junge Jahr 2023.

Tobias Wojtanowski: Frau Riedmann-Streitz – danke, dass Sie sich für das Interview bereit erklärt haben! Sie waren beim KommunalCampus von Anfang an dabei, haben mit die ersten Lerneinheiten auf der Plattform angeboten. Wie hat sich für Sie der Start unserer Lernplattform angefühlt?
Christine Riedmann-Streitz: Ich war neugierig, weil der KC nicht ein bereits vorhandenes System adaptiert hat, sondern eine neue Plattform mitentwickelt hat. Ich arbeite mit meinen Kunden und Teilnehmer:innen auf allen gängigen Plattformen. So war ich gespannt, was diese Neuentwicklung zu bieten hat, zumal sie konkret auf die Bedürfnisse von Kommunen, d.h. Verwaltung und kommunale Unternehmen, zugeschnitten wurde.

Tobias Wojtanowski: Und wie war für Sie der Fokus auf reine Online-Kurse?
Christine Riedmann-Streitz: Nun, ich arbeite seit 2014 hybrid: Projektarbeit, Konferenzen, Workshops, Coachings, Trainings finden wahlweise im physischen oder virtuellen Raum statt. Für mich ist „Online“ gelebte Praxis. Auch in der Form des Blended Learning. Wir orchestrieren diese Verknüpfung von Präsenz- und Online-Lernen, in dem wir das „Beste aus beiden Welten“ miteinander inhaltlich und didaktisch verzahnen. Auch die Online-Kurse gestalte ich durchgehend interaktiv und versuche, soweit die Plattform dies ermöglicht, dem physischen Raum so nahe wie möglich zu kommen. Hybrides Arbeiten und Lernen werden die Zukunft sein und es ist ein großer Vorteil: entscheiden zu können, welche Umgebung (physisch oder virtuell) für das jeweilige Thema, zur Lösung der Aufgabenstellung, für die Gruppe der Teilnehmenden am besten geeignet ist.

Tobias Wojtanowski: Sie legen Wert auf individuelle Vorbereitung – etwas, dass durch unsere Live-Tutorien möglich ist. Sie schicken im Vorfeld der Veranstaltung Unterlagen an die Teilnehmer:innen, werten diese aus und gehen im Live-Tutorium darauf ein – etwas, was von den Teilnehmer:innen sehr positiv im Feedback erwähnt wurde.
Christine Riedmann-Streitz: Mit diesen für das jeweilige Kursthema entwickelten Unterlagen ermögliche ich die individuelle, durch ausgewählte Fragestellungen geleitete Vorbereitung. Wir bauen darauf im Live-Tutorium auf. Trotz Standardisierung des Formates, wie es der KC vornimmt, ist mir die individuelle Gestaltung meiner Kurse äußerst wichtig, sie ist ein Grundprinzip meiner Arbeit. Auch aus Gründen der Wirksamkeit für die Teilnehmer:innen! Und es ist natürlich schön, dass dies so positiv wahrgenommen wird!

Tobias Wojtanowski: Welches waren denn aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen des KC beim Start?
Christine Riedmann-Streitz: Eine neuentwickelte Plattform hat immer Kinderkrankheiten, da lagen die Herausforderungen eher bei den Entwicklern der Plattform. Ich bin diesbezüglich entspannt, denn es gibt stets Alternativen, die man für das Live-Tutorium kurzfristig nutzen kann. Diese gefühlte Sicherheit ist ein wichtiger Aspekt in der Weiterbildung: eine entspannte, vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Teilnehmer:innen nicht auf die Technik konzentrieren müssen, sondern inhaltlich arbeiten können und Freude haben an dem, was sie erkunden und erkennen.

Tobias Wojtanowski: Und was können wir im Jahr 2023 verbessern, oder wo sind wir bereits auf dem richtigen Weg?
Christine Riedmann-Streitz: Ich begrüße die Initiative und die Institution des KC. Denn ich kenne die herausfordernde Arbeit in der Öffentlichen Verwaltung und bei kommunalen Unternehmen. Ich weiß um die vielfältigen Erwartungshaltungen der verschiedenen Stakeholder an die Führungskräfte und jeden einzelnen Mitarbeiter aus meiner langjährigen Beratung von Kommunen.
Zeiten der Veränderung benötigen zu ihrer Bewältigung und Gestaltung nicht nur neue Prozesse, sondern auch neue Kompetenzen und Fähigkeiten. Der KC bietet mit seinem Weiterbildungsangebot eine kuratierte und zielorientierte Unterstützung und ist damit „auf dem richtigen Weg“. Auch weiß ich aus meinen Gesprächen mit dem Vorstand Herrn Dr. Bode, dass die Kommunen ihrerseits weitere Bedarfe nennen können, die der KC aufgreifen wird.

Tobias Wojtanowski: Wie haben Sie denn unser „Zielpublikum“ wahrgenommen?
Christine Riedmann-Streitz: Nun, ich sehe die Teilnehmer:innen nicht als Zielpublikum. Ich verkaufe nichts. Vielmehr lade ich alle Interessierten in der öffentlichen Verwaltung und in kommunalen Unternehmen ein zum „Empowerment“. Empowerment meint, durch neue oder vertiefte Kompetenzen befähigen (Kompetenzaufbau). Es umfasst das Einsteigen (in das Thema), das Erkunden, Erkennen, Erarbeiten und schließlich Ergreifen (was dem Einzelnen individuell wichtig ist) … mit der Motivation, das erworbene Wissen anschließend im eigenen Arbeitsalltag wirksam einzusetzen. Das schätzen die  Teilnehmer:innen wie auch den Austausch zwischen den Abteilungen, Referaten, Dezernaten oder sogar Behörden, der so im Arbeitsalltag kaum möglich ist. Ein geleiteter themenspezifischer Austausch untereinander – das erlebe ich immer wieder in meiner Arbeit mit Kommunen – fördert das gegenseitige Verständnis und die Arbeitseffektivität.
 
Tobias Wojtanowski: Auf inhaltlicher Ebene: Was halten Sie für die wichtige Themen der Behörden in naher Zukunft?
Christine Riedmann-Streitz: Inhaltlich wichtig sind u.a.: „Resilienz-Empowerment“, „Führen von remote Teams“ (Mitarbeiter:innen, die teils im Büro und teils im Home Office arbeiten) sowie „Effektive wirkungsvolle Meetings und gute Kommunikation in der hybriden Arbeitswelt“. Kommunikation ist ein zentraler Schlüssel für einen erfolgreichen Umgang mit allen den kleinen und großen Herausforderungen. Mit den ersten beiden Themen sind wir in 2022 bereits gestartet und diese Kurse erfreuen sich großer Beliebtheit.
 
Tobias Wojtanowski: Und haben Sie Ideen für neue Kurse in diesem Jahr 2023?
Christine Riedmann-Streitz: Ja, ich möchte gerne 4 relevante Themen nennen – in Ergänzung zu den o.g. Themen.

„Wirkungsvolle Partizipation“: Nicht selten nimmt mit steigenden Partizipationsangeboten die Zufriedenheit der Bürger:innen nicht zu, sondern ab. Ein Masterkurs mit den strukturierten Möglichkeiten der geleiteten, zielorientierten, erfolgreichen Partizipation, um das o.g. Dilemma lösen zu können, ist mein Angebot.

„Agile Methoden in der Führung“: Hier würde ich Führungskräften eine auf das Relevante fokussierte „agile Toolbox“ an die Hand geben, die ihre Arbeit und die ihrer Teams entscheidend erleichtert.

„Die nachhaltige Transformation zur Smart City“: Ich würde gerne mit denjenigen, die über Smart City-Projekte entscheiden oder daran mitarbeiten, einen Kurs machen, der ihnen die Möglichkeit gibt, die Entwicklung einer Stadt zur Smart City zu reflektieren und wertvolles Wissen zu gewinnen. So können gravierende Fehler vermieden werden.

Das vierte Thema ist ein erkannter Bedarf des KC, für den ich einen Kurs erarbeitet habe, der jetzt angeboten wird: Mit dem Kurs „Digitalisierung – Persönliche Herausforderung oder eine Chance, die ich nutzen sollte?“ sprechen wir all diejenigen (und das sind nicht wenige) an, denen digitale Technologien eher Frust als Lust bereiten.

Tobias Wojtanowski: Und für noch unentschlossene Kommunen: Was würden Sie als schlagendes Argument für den KommunalCampus mitgeben?
Christine Riedmann-Streitz: Der KC bietet eine allen Kommunen zugängige Plattform mit einem kuratierten Weiterbildungsangebot, das auch neue Bedarfe der Kommunen aufnimmt, so dass die kommunalen Arbeitgeber hier schnell und einfach die Kurse buchen können, die ihre Führungskräfte und Mitarbeiter:innen in ihrem Arbeitsalltag fördern und unterstützen.
Es ist eine „win-win-win-win“-Situation. Warum?
Das erste „win“: Weiterbildung ist für Arbeitgeber ein zentraler entscheidender Hebel, um die sich verändernden Anforderungen heute und in Zukunft aktiv, effektiv und effizient erfüllen zu können. Das gilt auch für kommunale Arbeitgeber.
Das zweite „win“ betrifft die Bürger:innen: eine gut geschulte Verwaltung hat die Ressourcen, die Lebens- und Arbeitsqualität ihrer Stadt zu steigern.
Das dritte „win“ betrifft die Führungskräfte und Mitarbeiter:innen: die Teilnehmer:innen, die ich erlebt habe, sind dankbar für den Nutzen, den diese Kurse für sie persönlich und für ihren Arbeitsalltag bringen.
Das vierte „win“ betrifft die Behörden und Kommunalen Unternehmen als Arbeitgeber. Sie können mit einem professionellen Weiterbildungsangebot ihre Arbeitgeber-Attraktivität steigern und qualifizierte Kräfte gewinnen und binden.

Tobias Wojtanowski: Und meine finale Frage: Gibt es Momente aus den Kursen, die Ihnen in Erinnerung bleiben werden?
Christine Riedmann-Streitz: Ja, sicher! Dazu gehören die Äußerungen der Teilnehmer:innen im Tutorial und in ihren E-Mails, z.B.:  „herzlichen Dank“, „prima Fortbildung“, „hat viel Spaß gemacht“, „hat neue Erkenntnisse für die Praxis gebracht“ oder „danke für das Seminar und für die neuen Tools, die Sie uns an die Hand gegeben haben“, „tolle fundierte Vermittlung mit Fokus auf das, was wirklich relevant ist“, „diese Weiterbildung ist wichtig, ich werde sie intern weiterempfehlen“, „die Zeit ist im Flug vergangen und ich kann so viel mitnehmen“.
Diese Momente, wie Sie es formulieren, bleiben in meiner Erinnerung und sie bestätigen mich in meiner Arbeit.