Interwiew mit Christian Klinke

Christian Klinke ist international zertifiziertrer Führungskräftecoach, Organisationsberater,  Leadership-Researcher und Gründer von PPA.Con Er arbeitet mit internationalen Firmen, Führungskräften und Entscheidern aus der freien Wirtschaft, dem Öffentlichen Sektor, Non-Profit-Organisationen, Hochschulen und Institutionen aus dem Wissenschaftssektor. Sein Fokus liegt auf der Entwicklung von Führungskräften und Organisationen basierend auf Emotionaler Intelligenz. Am KommunalCampus bietet Herr Klinke aktuell die Lerneinheit „Emapthisch Führen in der Verwaltung“ an. 

Tobias Wojtanowski: Herr Klinke: Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für Führungskräfte in Verwaltungen?

Christian Klinke: Neben dem rechtlichen Fachwissen und dem Wissen wie Vewaltungsorganisationen aufgebaut sind und funktionieren, ist es vor allem das Etablieren in der eignen Führungsrolle. Das geschieht nicht über Nacht. Führung bedeutet nicht nur dafür zu sorgen, dass Prozesse eingehalten, Arbeitsanweisungen umgesetzt und Ziele erreicht werden – es bedeutet vor mit Menschen zu arbeiten, Menschen zu führen, und das Tag für Tag über viele Jahre hinweg. Mit anderen Worten, eine „gute Führungskraft“ muss in der Lage sein mit den unterschiedlichsten Charaktären und deren individuellen Eigenschaften so um zugehen, dass die gestellten Aufgaben und Ziele, zeitnahmbestmöglich und unter Einhaltung der zu Verfügung gestellten Ressourcen bestmöglich erledigt wird. Dies gilt sowohl für den Umgang mit Mitarbeitern als auch den Umgang mit den eignen Vorgesetzen.


Tobias Wojtanowski: Das klingt sehr vielschichtig. Auf welche Art und Weise können Führungskräfte zu „guten Führungskräften“ werden?

Christian Klinke: Führung beginnt zunächst immer mit der Führungskraft selbst. Von zentraler Bedeutung ist hierbei das Thema Emotionale Intelligenz.
Im Führungskontext ist es vor allem Empathie als Bestandtteil von Emotionaler Intelligenz, von zentraler Bedeutung ist. Empathie ist der Schlüssel zum Aufbau vertauensvoller Beziehungen zwischen Führungskraft und Mitarbeitern, einem positiven Arbeitsumfeld (welches Kreativität und Produktivität fördert), einer vertrauensvollen Kommunikation mit einander, sowie eine offenen Fehlerkultur, in der Kritik zu äußern sogar wünscht ist und nicht verdammt wird. Authenzität ist hier das Schlagwort. Eine Führungskraft, die sich nahbar zeigt, eigene Emotionen verbalisiert, wertschätzend kommuniziert, ein offenes Ohr für die Anliegen der Mitarbeiter hat, die gemeinsamen Werte auch vorlebt und nicht nur artikuliert – wird stets erfolgreicher sein als eine Führungskraft, die nur von oben herab kommuniziert, rigeros Top-Down praktiziert, kontrolliert und Micro-Management betreibt. Oft sind die Gründe dafür Angst davor, der eignen Rolle nicht gerecht zu werden, oder Angst davor, nicht gut genug zu sein und sich in der Führungsrolle einsam zu fühlen. Da muss man ganz genau hinschauen wie man der Person helfen kann  -  und es gibt Hilfe. Allerdings ist die Hemmschwelle bei vielen Führungskräften hoch, zu sagen „ich fühle mich unsicher, ich benötige Unterstützung“ (sei es durch Schulungen oder gezieltes Führungskräftecoaching“). Umso wichtiger ist, nicht so lange zu warten, bis „das Kind in den Brunnen gefallen ist“ und man aufgrund des eigenen Leidensdruck innerlich schon ausgewandert ist. Keine Führungskraft muss in Ihrer Rolle unsicher sein oder schlimmstenfalls sogar scheitern. In dieser Hinsicht wünsche ich mir mehr Offenheit und eine veränderte Wahrnehmung was das Entwicklungspotential und die Herausforderungen von Führungskräften betrifft, sowie deren Evaluation. Auch Führungskräfte sind nur Menschen mit eignen Emotionen und Bedürfnissen, die in der Verwantwortung stehen und mit dem Druck und den verschiedensten Anforderungen an sich in ihren Rollen erfolgreich umgehen müssen – ohne dabei die Balance zu verlieren.
Natürlich geht es nicht darum zu sagen „ich führe jetzt nur noch empathisch, bin der Freund meiner Mitarbeiter und alles wird gut“. Nein, vielmehr geht es darum eine offene, postive Arbeitskultur im Team zu erschaffen,  in der die Führungskraft empathisch, professionell führt und unterstützt, ohne dabei die eigene Führungsrolle zu untergraben oder zum „Best Buddy“ zu verkommen. Das lässt sich in zwei Richtungen denken – vom „Best Buddy“ bis zum „Kontrollfreak“ - und keine von beiden Alternativen ist förderlich. Als Grundlage dienen Vertrauen und Empathie. Ohne Empathie kein Vertrauen und ohne Vertrauen keine guten, professionallen Beziehungen, das Fundament einer jeder erfolgreichen Zusammenarbeit.
Ein guter Anfang ist es sich seiner eignen Emotionen bewusst zu werden und sich die Frage zu stellen: Was sind meine Werte? Was hat mich aus meiner eigenen beruflichen Vergangenheit positiv und was negativ geprägt? Welche positven und negativen Beispiele habe ich? Was kann ich ändern und welche Art von Führungskraft kann und möchte ich sein?


Tobias Wojtanowski: In Ihrer LernEinheit spielt Empathie im Bezug auf Führung eine große Rolle: Können Sie zusammenfassen worauf hier genau abgezielt wird?

Christian Klinke: Die LernEinheit zielt darauf ab, die Teilnehmer zur Selbstreflektion zu animieren: Wie verhalte ich mich in meinem Frühungsalltag? Was fällt mir auf? Was könnte ich ändern? Darüber hinaus fördert er den intensiven Austausch zwischen den Teilnehmern rund um das Thema Führung, gemachte Erfahrungen, gute wie auch schlechte im Umgang mit eigenen Vorgesetzen oder auch anhand aktueller Beispiele im Umgang mit Mitarbeitern. Dies alles sehr praxisnah und aus dem direkten Alltag der Teilnehmer, was es sehr wertvoll macht und von den Teilnehmern als sehr gewinnbringend empfunden wird. Es gibt Ihnen die Möglichkeit, sich in einem geschützen Rahmen mit Gleichgesinnten auszutauschen und mittels eine moderierten Dialogs Lösungen und Strategieen zu erarbeiten.  Und zu diskutieren, wovon jeder profitieren kann.


Tobias Wojtanowski: Sie hatten bereits eine LernEinheit zum Thema „Empathisch Führen in Verwaltungen“ angeboten, die nächste folgt recht bald. Wie werden Ihre Themen von den Führungskräften in der Verwaltung aufgenommen und was nehmen die Teilnehmer für sich mit? Mit welchem Ergebnis werden Teilnehmer aus dieser LernEinheit gehen?

Christian Klinke: Um ehrlich zu sein ist die LernEinheit sehr positiv angekommen bei den Teilnehmern. Der Bedarf scheint sehr groß zu sein und das spricht für die Notwendigkeit von einer allgemeinen größeren Beachtung für das Thema „Empatisch Führen in Verwaltungen“ und darüber hinaus.
Die Teilnehmer nehmen für sich und Ihren Führungsalltag konkrete Ideen und Ansätze mit, die sie in der Praxis implementieren können. Das ist mir wichtig. Das Lernskript zur LernEinheit bietet hierzu einen fundierten Einstieg in die Thematik. Anhand der Unterlagen zur Nachbereitung werden die Teilnehmer zur Selbstreflektion angeregt, um weiter an sich arbeiten und so als Führungskräfte zu wachsen.
Zum Einen sehen die Teilnehmer, dass Sie mit Ihren Problemen nicht alleine sind, dass es andere gibt, denen es ähnlich geht und dass es Möglichkeiten gibt Ihnen gezielt bei zu helfen, sodass sie als Führungskräfte ihre Herausfordungen meistern können. Der Ausstausch darüber ist einer der großen Gewinne für alle Teilnehmer der Veranstaltung. Zum Anderen lernen die Teilnehmer sich selbst und Ihrer Gefühle im Führungsalltag besser bewusst zu sein und achtsam zu reflektieren. Vor allem aber lernen die Teilnehmer wie sie Empathie als Teil Ihres Führungstils dazu nutzen kennen, bessere Beziehungen zu Ihren Mitarbeitern aufbauen zu können und eine positive, wertschätzende Arbeitskultur vor Ort zu schaffen, die allen zu Gute kommt.
„Empathisch zu Führen“ bedeutet mit Herz und Verstand professionell die Führungsrolle wahrzunehmen und dabei reflektiert und achstam sich selbst und seinen Mitarbeitern gegenüber zu agieren.


Tobias Wojtanowski: Herr Klinke, danke für das Gespräch!