Interwiew mit Nina Golowko
Nina Golowko ist als freiberufliche Dozentin und Lehrbeauftragte an öffentlichen und privaten Hochschulen sowie Bildungsträgern tätig. Sie entwickelt moderne Blended Learning-Konzepte und virtuelle Veranstaltungen, wobei sie besonderen Wert darauflegt, auf die individuellen Bedürfnisse und Voraussetzungen ihrer Zuhörer einzugehen.
Tobias Wojtanowski: Frau Dr. Golowko, Sie bieten auf dem KommunalCampus bald zwei LernEinheiten zu Hands-On Themen an: Qualitätsmanagement und Prozessoptimierung sowie Projektmanagement. Können Sie uns zusammenfassen, worum es in den Kursen genau geht und wie die Verwaltungsmitarbeiter davon profitieren können?
Nina Golowko: Gerne. Im Kurs "Projektmanagement" vermittele ich einen umfassenden Überblick über die Projektplanung und -durchführung bis hin zur fortlaufenden Überwachung, Steuerung, Risikobewältigung und dem erfolgreichen Abschluss von Projekten. "Qualitätsmanagement und Prozessoptimierung" hat zum Ziel, die Qualität von Produkten und Dienstleistungen durch die Optimierung von Geschäftsprozessen zu steigern. Dabei werde ich auch wichtige Methoden wie Six Sigma und Total Quality Management besprechen, die eine kontinuierliche Verbesserung fördern.
Beide Kurse betonen dabei praxisorientiertes Lernen: Beim Projektmanagement werden wichtige Fähigkeiten entwickelt, da in der Verwaltung heutzutage viele Aufgaben in Form von Projekten organisiert sind. Im Qualitäts- und Prozessmanagement lernt man, wie man Arbeitsabläufe verbessert, Kosten im Griff behält und die Qualität der Leistungen steigert. Diese Fähigkeiten helfen den Teilnehmern, sich beruflich weiterzuentwickeln – und verbessern damit die Verwaltungsarbeit.
Tobias Wojtanowski: Besonders Kompetenzen im Projektmanagement werden inzwischen gefühlt von jedem Mitarbeiter gefordert. Was hat sich gewandelt, dass dieser Aspekt der Arbeitswelt eine solche Wichtigkeit entwickelt hat?#
Nina Golowko: Dass in der heutigen Arbeitswelt Projektmanagement-Fähigkeiten immer wichtiger werden, liegt daran, dass die Geschäftsumgebung komplexer geworden ist. Es gibt immer mehr Wissensarbeit und das geht einher mit einer sich rasant entwickelnden Technologie, denken Sie nur an die Einsatzmöglichkeiten von KI. Unternehmen wie Behörden müssen knappe Ressourcen besser nutzen aber sich auch stärker auf die Bedürfnisse ihrer Kunden konzentrieren. Deshalb setzen sie vermehrt auf Projekte, um effizienter zu arbeiten, neue Ideen umzusetzen und den Kundenservice zu verbessern. Für Mitarbeitende in den unterschiedlichsten Branchen ist es heute also wichtig ist, Projektmanagement-Fähigkeiten zu entwickeln, damit sie in der sich verändernden Arbeitswelt erfolgreich sind.
Tobias Wojtanowski: Sehen Sie noch weitere Bereiche, wie etwa das Prozessmanagement, das zukünftig einen ähnlichen Stellenwert einnehmen wird?
Nina Golowko: Prozessführung ist das Schlüsselelement bei der Optimierung von Arbeitsabläufen. Unternehmen können sich damit flexibel an Kundenbedürfnisse anpassen, Risiken werden minimiert und gesetzliche Anforderungen erfüllt. In Deutschland wird Prozessmanagement auch in der Verwaltung immer bedeutender, sei es um Bürokratie abzubauen, die Digitalisierung voranzutreiben, serviceorientiert zu sein oder die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Verwaltungsebenen zu verbessern. Mitarbeitende mit Prozessmanagement-Know-how können – ich wiederhole mich hier gerne – dazu beitragen, die Verwaltung effizienter und gleichzeitig kundenfreundlicher zu gestalten.
Tobias Wojtanowski: Sie selbst sind zertifizierte Online-Trainerin. Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile des virtuellen Lernens und Unterrichtens und worauf kommt es besonders an, damit für den Lernenden Online eine möglichst gute und sinnvolle LernEinheit angeboten wird?
Nina Golowko: Das virtuelle Lernen bietet einige wirklich bedeutende Vorteile. Erstens die Flexibilität – Lernende können ihren eigenen Zeitplan anpassen, was besonders für Berufstätige, Eltern und diejenigen, die weiter entfernt von Bildungseinrichtungen leben, von großem Vorteil ist. Dann haben wir den Zugang zu einer Fülle von Lehrmaterialien – Videos, Texte, Quizze und mehr. Das ermöglicht es den Lernenden, auf verschiedene Arten auf Informationen zuzugreifen und unterstützt damit verschiedene Lernstile. Dies ist nämlich ein weiterer großer Pluspunkt: die Individualisierung. Virtuelles Lernen kann auf die Bedürfnisse und das Lerntempo jedes Einzelnen zugeschnitten werden, was eine persönlichere Lernerfahrung ermöglicht. Genau dieses personalisierte Lernen ist es übrigens auch, was mich am Konzept des KommunalCampus so überzeugt.
Bei Online-Lerneinheiten kommt es besonders darauf an, die Lerninhalte so zu gestalten, dass sie die Teilnehmenden genau da abholen, wo sie sich gerade befinden und wie sie es in diesem Moment benötigen. Die Idee des personalisierten Lernens, die ich zuvor erwähnt habe, ist hier von großer Bedeutung. Damit werden die Lernenden motiviert – was vor allem die Flexibilität der Lehrenden erfordert, sich den individuellen Bedürfnissen der Teilnehmer:innen anzupassen. Noch dazu es wichtig, die Inhalte in gut verdaulichen Portionen anzubieten, die jedoch inhaltlich relevant sind und durchaus anspruchsvoll sein können. Damit werden durch virtuelles Lernen die Lernenden ermutigt, selbstständig zu arbeiten und die Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess zu übernehmen. Dies wiederum fördert Fähigkeiten wie Zeitmanagement und Selbstdisziplin – und das sind Fähigkeiten, die heute wichtiger sind, denn je.
Wenn wir auf klare Kommunikation, Interaktion und die kontinuierliche Motivation der Lernenden setzen, wird virtuelles Lernen meines Erachtens ein Gamechanger für Bildung sein.
Tobias Wojtanowski: Danke, Frau Dr. Golowko, für dieses Gespräch!