Interwiew mit Friederike Edel

 

Prof. Dr. Friederike Edel, (Dipl-Kffr.) ist Fachbeiratsmitglied des KommunalCampus und Professorin für Public Management an der Hochschule Darmstadt. Als Studiengangleiterin entwickelt und erprobt sie dort innovative Ansätze der transferorientierten Lehre. Zugleich engagiert sie sich in Forschungsvorhaben der Hochschule Darmstadt zu Fragen der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit mit Blick auf die öffentliche Verwaltung. Von 2015 bis 2019 war sie Professorin für Public- und Nonprofit Management an der HTW Berlin, außerhalb der Hochschule arbeitete sie als Beraterin in der Public Management Beratung der Prognos AG. Als ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Programmforschung (GfP) unterstützt sie den Dialog von Politik, Verwaltung und Wissenschaft.

Tobias Wojtanowski: Frau Prof. Edel, als Studiengangsleiterin Public Management in Darmstadt haben Sie tiefe Einblicke in die aktuelle Hochschullehre. Im Beruf wird Verwaltungsangestellten aktuell die Wichtigkeit von Weiterbildungen nahegebracht – wird bereits in der Hochschullehre darauf hingewiesen, dass mit einem Studienabschluss das „Lernen“ noch nicht beendet ist? Oder sieht die aktuelle Generation der Studienabgänger dies eventuell sogar selbst als zukünftige „Normalität“?
Prof. Dr. Friederike Edel: „Neugier verbindet“ – das ist Leitbild des neu konzipierten Studiengangs „Public Management (B. Sc.)“ an der Hochschule Darmstadt. Es geht uns darum, die Neugier der Studierenden zu wecken, wachzuhalten und wachsen zu lassen. Inhalte und Methoden denken wir neu, denn nur eines ist sicher: Das Gemeinwesen und der öffentliche Sektor werden sich rapide wandeln, und seinen Mitarbeiterinnen kommt dabei die Aufgabe zu, demokratische Grundsatzentscheidungen mutig zu gestalten. Dies erfordert zunächst einmal Freude an der Zusammenarbeit mit anderen Akteurinnen und Akteuren aus dem öffentlichen und aus anderen Sektoren. Es bedeutet auch und vor allem, dass die Entdeckerfreude der Studierenden geweckt werden muss, etwa unter Ausnutzung von Beispielen aus anderen Regionen, Nationen und Kulturkreisen. Sie müssen offen für die Ideen Anderer sein, aber auch stresskompetent und bereit, Phasen des Unbehagens gerne und bewusst auszuhalten. Damit bauen wir schon im Studium die Grundlage für das lebenslange Lernen als neue Normalität.

Tobias Wojtanowski: Dass sich unsere Art zu arbeiten in näherer Zukunft verändern werden, steht außer Frage. Neben der Digitalisierung ist dies auf anderer Ebene auch eine Folge der Forderungen einer neuen Generation von Arbeitnehmern. Wie nehmen Sie diese Generation wahr, die aktuell in den Arbeitsmarkt strömt, und die Sie aktuell unterrichten bzw. von Ihnen mit ausgebildet wird?
Prof. Dr. Friederike Edel: Unsere Studierenden suchen nach einem Sinn in ihrer beruflichen Tätigkeit und erwarten ein modernes Arbeitsumfeld. Gleichzeitig suchen sie nach Orientierung und Sicherheit – sicherlich spüren wir an den Hochschulen noch sehr deutlich die Folgen des Corona Lockdowns in dieser Generation. Aber auch weitere Unsicherheitsschocks der letzten Jahre und die Sorgen vor den Folgen des Klimawandels verunsichern die Studierenden. Wir wollen unseren Studierenden helfen zu verinnerlichen, dass Momente des Verwirrtseins und ein Gefühl der Desorientierung nicht etwa Ausdruck von Schwäche, Unwissenheit und mangelnder Reife, sondern Ausdruck von Stärke, Bildung und Erwachsensein und mithin situationsangemessen sind.

Tobias Wojtanowski: Sie sind seit Anfang diesen Jahres Mitglied des Fachbeirates des KommunalCampus, der auch in der vergangenen Woche erneut getagt hat. Können Sie unseren Lesern in kurzen Worten erklären, was der Fachbeirat der Genossenschaft genau macht und was dessen Aufgabe ist, um einen Einblick in dessen Arbeit zu ermöglichen?
Prof. Dr. Friederike Edel: Im Fachbeirat diskutieren wir regelmäßig die aktuellen Entwicklungen und potentielle neue Bildungsangebote des KommunalCampus und geben Empfehlungen an die Geschäftsführung. Die unterschiedlichen Perspektiven auf die Fragestellungen sind auch für mich bereichernd und ich bin begeistert, wie in diesem Gremium alle für die gemeinsame Sache eintreten.

Tobias Wojtanowski: Und unsere Abschlussfrage: Was würden Sie Kommunen raten, die dem Beitritt zur KommunalCampus eG noch kritisch gegenüberstehen?
Prof. Dr. Friederike Edel: Einfach mal ausprobieren!

Tobias Wojtanowski: Danke, Frau Prof. Edel, für das Gespräch!