Interwiew mit Matthias Baaß
Matthias Baaß ist seit 1997 Bürgermeister der Stadt Viernheim. Er ist Mitglied des Vorstands des Vereins „Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar“ sowie im Aufsichtsrat des KommunalCampus und mit der Stadt Viernheim seit Beginn des KommunalCampus Mitglied der Genossenschaft.
Tobias Wojtanowski: Herr Baaß, Sie und die Stadt Viernheim ist bereits seit dem Beginn des KommunalCampus Mitglied, Sie selbst sind im Aufsichtsrat vertreten – wie kam es zur frühen Ansicht, Teil des KommunalCampus werden zu wollen?
Matthias Baaß: Die Veränderungen für Mitarbeitende im öffentlichen Dienst sind erheblich, da kann es nicht schaden, allen Mitarbeitenden eine Weiterbildungsplattform direkt am Arbeitsplatz zu bieten, die sich an den Bedürfnissen ausrichtet: Weiterbildung dann, wenn die Mitarbeitenden Zeit dazu haben, also an weitgehend persönlich gesetzten Terminen. Die Digitalisierung betrifft jeden, keiner darf sich entziehen.
Tobias Wojtanowski: Sie sind bereits seit 1997 Bürgermeister der Stadt Viernheim, haben im höchsten kommunalen Amt einiges erlebt und gesehen, sicher auch in Richtung Modernisierung und Digitalisierung. Nun reden wir vom breiten Einsatz von KI, von Meetings in der virtuellen Realität: Geht die Entwicklung auf allen Ebenen wirklich „immer schneller“, wie so oft beschrieben?
Matthias Baaß: Man hat tatsächlich den Eindruck, dass die Veränderungsgeschwindigkeit stetig zunimmt. Das hat aber auch damit zu tun, dass ständig öffentlich von Dingen geredet wird, die im Alltag überhaupt nicht zur Verfügung stehen oder keine wirkliche Rolle spielen. Klüger wäre es, erstmal das ins wirkliche Laufen zu bringen, was man tatsächlich gut gebrauchen könnte, statt sich schon in einem Hype über Sachen zu unterhalten, die in ein paar Wochen schon wieder out sind.
Tobias Wojtanowski: Im Zuge dessen wird das „lebenslange Lernen“ immer wieder genannt, das inzwischen unabdingbar für den beruflichen Weg zu sein scheint. Auch wenn Kommunen Lernplattformen wie die des KommunalCampus nutzen, ist das Thema Weiterbildung an sich kein leichtes, wird von den Mitarbeiten oft als zusätzliche Belastung wahrgenommen. Wie motiviert man die eigenen Mitarbeiter bzw. Teams, die Angebote auch zu nutzen?
Matthias Baaß: Diese Motivation ist tatsächlich schwierig. Die beste Methode ist, wenn Beschäftigte merken, dass ihnen eine Weiterbildung tatsächlich ganz praktisch etwas genutzt, sie weitergebracht hat. Das ist die beste Motivation!
Tobias Wojtanowski: Und was würden Sie als einer der ersten Mitgliedskommunen anderen Kommunen raten, die bisher noch unentschlossen einem Beitritt zum KommunalCampus gegenüberstehen?
Matthias Baaß: Beitreten, das schmerzt nicht. Und die Möglichkeiten Schritt für Schritt nutzen, auch da muss man nicht von 0 auf 100 starten, schrittweise und passend für jede Organisation geht es auch. Und in Anbetracht der Aufgabenfülle, die auf den kleinen Kommunen lastet, geht es auch nicht anders.
Tobias Wojtanowski: Danke, Herr Baaß, für das Gespräch!